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Westlicher Balkan: Direktorin unserer Partnerorganisation für Friedensnobelpreis 2025 nominiert

Pro Peace gratuliert Dr. Feride Rushiti und ihrem Team zur Nominierung für den Friedensnobelpreis und fängt im Interview erste Reaktionen ein

A portrait of Feride Rushiti who is nominated for Nobel Peace Price
© Pro Peace Kosovo

Dr. Feride Rushiti, eine prominente Menschenrechtsverteidigerin und Direktorin des kosovarischen Rehabilitationszentrums für Folteropfer (KRCT), einer langjährigen Partnerorganisation von Pro Peace, wurde für den Friedensnobelpreis 2025 nominiert. Mit der vom schwedischen Parlamentsabgeordneten Magnus Jacobsson eingereichten Nominierung werden die bedeutenden Beiträge des KRCT und seiner Direktorin Feride Rushiti zu Gerechtigkeit, Menschenrechten und zur Rehabilitation von Überlebenden sexueller Kriegsgewalt im Kosovo anerkannt. Dies würdigt nicht nur die individuellen Bemühungen von Dr. Rushiti und des KRCT, sondern unterstreicht auch den breiteren Kampf der kosovarischen Nachkriegsgesellschaft um Gerechtigkeit und Heilung. Pro Peace im Kosovo und das KRCT arbeiten in zahlreichen Projekten und Initiativen zusammen, um gemeinsam zur Wissensproduktion beizutragen und einen offenen, inklusiven gesellschaftlichen Diskurs über das Erbe der sexuellen Gewalt in Kriegszeiten zu fördern. Diese Bemühungen tragen dazu bei, Stigmatisierung und Vorurteile zu bekämpfen und gleichzeitig die breitere Gesellschaft, Journalist*innen, Künstler*innen und Akademiker*innen in den Dialog einzubeziehen.

Pro Peace gratuliert Dr. Feride Rushiti zu ihrer Nominierung für den Friedensnobelpreis 2025. Die Nominierung ist eine Anerkennung ihrer enormen Bemühungen als Direktorin des Kosovo-Rehabilitationszentrums für Folteropfer (KRCT), das seit dem Kosovo-Krieg 1998/1999 Überlebende sexueller Gewalt in Kriegszeiten unterstützt und sich für Gerechtigkeit, Heilung, Versöhnung und Menschenwürde einsetzt. Pro Peace führte ein Interview mit Dr. Rushiti und gibt Einblicke, was diese Nominierung bedeutet - nicht nur für das KRCT und sein engagiertes Team, sondern auch für Überlebende im Kosovo und darüber hinaus.

Was bedeutet die Nominierung für den Friedensnobelpreis für dich persönlich, und wie wirkt sie sich auf deine Arbeit im Kosovo-Rehabilitationszentrum für Folteropfer (KRCT) aus?

Diese Nominierung erfüllt mich persönlich mit großer Demut. Aber es geht nicht nur um mich oder das KRCT-Team, es ist vor allem eine große Anerkennung für den unerschütterlichen Mut und die Widerstandskraft der Überlebenden sexueller Gewalt in Kriegszeiten. Es führt mich zurück in die Flüchtlingslager von Kukës, Albanien, während des Kosovo-Krieges 1998/1999, wo ich als junge Ärztin zum ersten Mal mit dem eindringlichen Schweigen derjenigen konfrontiert wurde, die traumatisierende Geschichten von unvorstellbarem Schmerz mit sich trugen. Seit diesem Moment war meine Mission klar: dafür zu sorgen, dass ihre Stimmen niemals verstummen und ihr Leid niemals vergessen wird.

Für meine Kolleginnen und Kollegen beim KRCT ist diese Nominierung eine Bestätigung unserer unermüdlichen Bemühungen, den Überlebenden sexueller Gewalt in Kriegszeiten Gerechtigkeit, Heilung und Hoffnung zu bringen. Sie ehrt das Vertrauen, das uns von den Überlebenden entgegengebracht wird, und erstreckt sich auf alle Frauen und Kinder, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, sowie auf Flüchtlinge. Ihr Mut inspiriert uns jeden Tag und stärkt unsere Entschlossenheit, ungeachtet aller Hindernisse weiterzumachen.

Diese Nominierung ist vor allem ein Hoffnungsschimmer, eine kraftvolle Anerkennung dafür, dass ihre Geschichten wichtig sind und dass unsere Arbeit nicht nur im Kosovo, sondern auf der ganzen Welt Gehör findet. Sie ist ein Aufruf, weiter für Würde, Gerechtigkeit und eine friedlichere Zukunft für Alle zu kämpfen und gleichzeitig die Bemühungen zur Verhinderung von Folter und Gewalt überall zu verstärken.

Welche Botschaft sendet diese Nominierung an die Überlebenden sexueller Gewalt in Kriegszeiten im Kosovo und weltweit?

Die Nominierung ist eine starke und bestärkende Botschaft an die Überlebenden: Ihr werdet gesehen, ihr werdet gehört, und euer Schmerz wird nicht vergessen. Viel zu lange haben Überlebende sexueller Kriegsgewalt Schweigen und Marginalisierung ertragen, oft versteckt vor dem öffentlichen Diskurs. Diese Anerkennung zeigt ihnen, dass ihre Geschichten wichtig sind und dass die Weltgemeinschaft ihre Kämpfe und ihre Widerstandskraft anerkennt.
Für die Überlebenden im Kosovo ist es ein tiefgreifender Moment der Bestätigung, der ihnen zeigt, dass ihr Mut, ihre Meinung zu sagen und Gerechtigkeit zu suchen, weit über unsere Grenzen hinaus wirkt. Auf internationaler Ebene ist sie ein Symbol der Solidarität für Überlebende in aller Welt und erinnert sie daran, dass sie auf ihrem schwierigen Weg nicht allein sind. Sie sendet ein klares Signal, dass der Kampf um Rechenschaftspflicht und Heilung weitergeht und auf globaler Ebene unterstützt wird, auch wenn die Justiz nur langsam vorankommt. Diese Nominierung ermutigt die Überlebenden, sich weiterhin zu Wort zu melden, da sie wissen, dass sie Veränderungen bewirken und zu einer Zukunft ohne solche Gräueltaten beitragen können.

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Inwiefern kann deine Nominierung die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung und Verhinderung von sexueller Gewalt in Kriegszeiten beeinflussen?

Sexuelle Gewalt in Kriegszeiten erfordert dringende und sofortige Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft. Diese Nominierung ist ein Aufruf, sich auf die Rechenschaftspflicht, die Gerechtigkeit und die Unterstützung der Überlebenden zu konzentrieren und gleichzeitig das Schweigen und die Stigmatisierung zu durchbrechen, die die Überlebenden im Dunkeln gehalten haben. Ihre Stimmen müssen gehört werden und die globalen Bemühungen um einen sinnvollen Wandel leiten.

Um dieses Problem anzugehen, müssen wir über Worte hinausgehen und echte, dauerhafte Maßnahmen ergreifen. Wir müssen uns mit den Ursachen dieser Gewalt auseinandersetzen und auf eine Zukunft hinarbeiten, in der sie nicht mehr toleriert wird. Gerechtigkeit, Rehabilitierung und Wiedergutmachung müssen im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, mit der Verpflichtung zu einem systemischen Wandel.

Regierungen und politische Entscheidungsträger*innen müssen bei der Ausarbeitung von Gesetzen und friedensfördernden Maßnahmen Lösungen Vorrang geben, die sich an den Überlebenden orientieren. Die Erfahrungen der Überlebenden müssen diese Prozesse leiten und sicherstellen, dass Gerechtigkeit nicht nur eine Hoffnung ist, sondern eine Realität, die wir gemeinsam erreichen. Dies ist ein Aufruf an die Welt, jetzt zu handeln, um sexuelle Gewalt in Kriegszeiten zu beenden und sicherzustellen, dass sie nie wieder vorkommt.

Was würde die Verleihung des Friedensnobelpreises für deine Arbeit und für die Bemühungen des Kosovo um einen Friedensprozess bedeuten?

Die Verleihung des Friedensnobelpreises wäre sowohl für die Arbeit des KRCT als auch für den Kosovo als Ganzes ein einschneidender Moment. Für das KRCT würde der Preis eine unvergleichliche Plattform bieten, um sich für Überlebende sexueller Gewalt in Kriegszeiten einzusetzen und unsere Fähigkeit zu stärken, Unterstützung, Gerechtigkeit und Heilung zu bieten. Er würde es uns ermöglichen, unsere Reichweite zu vergrößern, unsere Programme zu verbessern und den Stimmen der Überlebenden auf globaler Ebene Gehör zu verschaffen.

Für das Kosovo wäre es ein entscheidender Schritt bei der Aufarbeitung seiner Kriegsgeschichte. Sie würde die internationale Aufmerksamkeit auf die noch nicht verheilten Wunden der Vergangenheit lenken, den Dialog fördern und ein tieferes Verständnis für die Notwendigkeit von Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht schaffen. Der Preis würde dem Kosovo auch helfen, sich auf der Weltbühne als Fürsprecher für Menschenrechte und Friedenskonsolidierung zu positionieren und zu zeigen, dass auch kleine Nationen mit Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit vorangehen können.

Die Preisverleihung würde bekräftigen, dass sich das im Krieg erlittene Leid niemals wiederholen darf und dass Heilung möglich ist, wenn Wahrheit und Gerechtigkeit Vorrang haben. Sie würde auch künftige Generationen dazu inspirieren, den Kampf für Frieden, Würde und Menschenrechte fortzusetzen und sicherzustellen, dass die Lehren aus der Geschichte des Kosovo zu einer gerechteren und mitfühlenderen Welt beitragen.

Pro Peace im Kosovo und das KRCT sind seit 2017 offizielle Partner und arbeiten gemeinsam an der Veröffentlichung und Förderung der Publikationen „I want to be heard“ (Ich will gehört werden), „Beyond Pain, Towards Courage“ (Jenseits von Schmerz, hin zu Mut) und „Unheard voices“ (Ungehörte Stimmen) sowie an verschiedenen Initiativen zur Interessenvertretung.

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