Zum 25. Jubiläum des forumZFD hat Katja Kipping, Mitglied des deutschen Bundestages und Vorsitzende der Partei Die Linke, folgendes Grußwort an uns gerichtet:

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich möchte aus ganzem Herzen dem Forum Ziviler Friedensdienst zu seinem 25. Jubiläum gratulieren. Das Forum Ziviler Friedensdienst gründete sich zu einer Zeit, in der der furchtbarste Krieg, der Europa nach den Verwüstungen durch den Nazifaschismus heimsuchte, nur wenige Jahre zurücklag. Im Jahr 1991 wurde zwar der sogenannte „Warschauer Pakt" aufgelöst, und die bis dahin gültige Nachkriegsordnung in Europa kam zu ihrem Ende. Aber mit diesem Ende der alten Blockkonfrontation kam nicht nur der Frieden.

Denn 1991 war auch das Jahr eines neuen Krieges. Inmitten von Europa wurde das ehemalige Jugoslawien förmlich in Blut getränkt. Ein grausames Morden führte zu hunderttausendfacher Vertreibung und ethnischen Säuberungen, die massenhafte Vergewaltigung von Frauen wurde inmitten von Europa wieder eine grausame Kriegswaffe. Auch als die unmittelbaren Kriegshandlungen endeten, so blieben doch die psychischen Verheerungen und Traumatisierungen großer Bevölkerungsgruppen. Aus Nachbarn waren Todfeinde geworden und gegenseitiges Misstrauen, Hass wie auch die Trauer über die Opfer und das Schicksal der „Verschwundenen" prägte die Bevölkerungsgruppen.

Damals begannen Friedens- und Menschenrechtsgruppen über die Idee eines Zivilen Friedensdienstes nachzudenken. Es ging ganz jenseits von Aufrufen und Mahnwachen gegen die Aufrüstung und die Kriegsgefahr darum, ob und wie man Kriegen und Militäreinsätzen eine gewaltfreie Alternative entgegensetzen kann. Welch wunderbare und kluge Idee aus den wichtigen Worten für Frieden und Verständigung, praktische Schritte in den Konfliktgebieten selbst folgen zu lassen! So entstand die Idee eines Zivilen Friedensdienstes und es gründete sich das Forum Ziviler Friedensdienst e. V. (forumZFD).

Heute sind im Forum Ziviler Friedensdienst nicht nur die namhaften Friedensinitiativen und Menschenrechtsgruppen aus Deutschland organisiert, sondern zahlreiche „Friedensfachkräfte" sind beratend in der Welt tätig, ob weiterhin auf dem Balkan, ob im Libanon, in Israel und Palästina, oder aber auch auf den Philippinen. Die Friedensaktivist*innen gehen in die Konfliktgebiete, wenn die internationale Aufmerksamkeit vielleicht schon verschwunden und die Kameras abgezogen sind, aber die Arbeit und das Ringen um Aufarbeitung, Ausgleich und Verständigung erst beginnt. Denn jeder Frieden bedarf ganz sicher internationaler Verträge und Abkommen, aber gesellschaftlicher Frieden entsteht nur von unten und ist eine alltägliche Mikrometerarbeit, in der es zu allererst um Vertrauen, Respekt, und um das Zuhören und Verstehens des erlittenen Leidens, aber auch der Hintergründe für Misstrauen, Ablehnung oder gar Hass geht.

All das versuchen die „Friedensbotschafter" in verunsicherten und traumatisierten Gesellschaften umzusetzen und so Inseln der Hoffnung, des Miteinander und der Vernunft zu stiften. Es ist gut, dass die Programme des forumZFD von der Bundesregierung seit 1998 mit dem Zivilen Friedensdienst gefördert werden. Ich meine, solche Programme der zivilen Konfliktprävention und Auseinandersetzung mit geschehenem Leid sind eminent wichtig und sie werden, so ist zu befürchten, aufgrund des Zustands unserer Welt immer wichtiger.

Albert Einstein sagte bekanntlich: „Dauernder Friede kann nicht durch Drohungen, sondern nur durch den ehrlichen Versuch vorbereitet werden, gegenseitiges Vertrauen herzustellen." Der Zivile Friedensdienst ist so ein Dienst am gegenseitigen Vertrauen. Das ist wahrlich nicht wenig in unserer aktuellen krisengeschüttelten Welt.

Mein Dank für die Arbeit des forumZFD und meine herzlichsten Grüße zum Jubiläum!

Katja Kipping